Der Himmel hängt voller (zweiter) Geigen

Junge trifft Mädchen, das Mädchen gefällt ihm, es gefällt ihm sogar sehr. Er lädt es auf einen Drink ein und sie verbringen DAS perfekte erste Date miteinander. Es funkt, die Chemie stimmt und die gegenseitige Anziehung is very obvious. Und obwohl Junge von Anfang an mit offenen Karten spielt und Mädchen weiss, dass es keine gemeinsame Zukunft gibt… spielen sie das Spiel weiter. Lange. Und mit lange meine ich ein ganzes schönes Jahr. Sie verlieben sich und der Himmel hängt voller Geigen, wenn da nicht diese Sache zwischen ihnen stünde. Und mit dieser Sache meine ich ein ganzes anderes Leben. Das Mädchen hat sich schon einige Male gedacht: Die guten Jungs sind alle schon besetzt. Schon so sehr und so lange besetzt, dass es kein Zurück mehr gibt. Und auch wenn der Junge sagt, dass er sich ganz vieles mit dem Mädchen vorstellen könnte, so geht er doch weiterhin seinem eigenen Leben nach. Denn selbst wenn er wollte, er könnte nicht einfach das alte Leben gegen ein neues austauschen. Natürlich nicht. Es hängt zu vieles daran. Auch das Mädchen will das ja nicht. Es sind zwei Parallelwelten, ganze Städte trennen sie, sie haben nichts miteinander gemeinsam – ausser den Jungen.

Darum think twice. Bevor ihr euch festlegt und auch bevor ihr euch in etwas einmischt, das für euch im Grunde genommen Tabu sein sollte. Denn dieses Mädchen wird immer nur die zweite Geige spielen. Egal wie sehr der Junge es mag, es hat keine Chance. Es gibt nichts dazu zu sagen, die Fronten sind geklärt, es gibt nur ein Szenario A, keinen Plan B. Und doch drehen sich alle Gedanken um diese Situation, das Mädchen ist nämlich oft allein. Der Junge nicht, er hat ja noch sein richtiges Leben. Das Mädchen fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Denn es hätte es besser wissen müssen, es ist schliesslich alt genug. Ist das die Quittung dafür, dass es sich wider besseren Wissens und Gewissens darauf eingelassen hat? Gewöhnt man sich irgendwann an dieses Gefühl, nur zweite Geige zu sein? Wird es irgendwann normal, dass man sich mit weniger zufrieden gibt, als man sich wünscht? Oder vergisst man ganz einfach, wie es theoretisch noch so sein könnte? Freut man sich irgendwann so sehr über die wenigen gemeinsamen Stunden, dass man bescheiden wird? Man läuft Gefahr, sich unter Wert zu verkaufen. Unsere Protagonistin darf aber bei all dem niemals vergessen, dass sie selber dafür verantwortlich ist, wem sie sich für wie viel verkauft. (Ok, das klang jetzt billiger, als es gemeint war.) Denn es ist bei Weitem nicht alles schlecht an dieser kleinen wiewollenwiresnennenachkommbutterbeidiefischenennenwirdiedingebeimnamenesistschlichtundergreifendeine Affäre. Sie kam zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Auch wenn Ort und Zeit falscher nicht sein könnten. Aber der Junge hat dem Mädchen aus einer ganz dunklen und schwierigen Zeit heraus geholfen, er hat ihm wieder den Weg zurück ins Leben gezeigt und es wird ihm ewig dankbar dafür sein. Er hat dem Mädchen sein Selbstwertgefühl wieder zurück gegeben und es will verdammt sein, wenn es sich das nun wieder nehmen lässt. Denn dafür ist es mittlerweile zu stark. Das Mädchen möchte jetzt nämlich nicht bemitleidet werden, im Gegenteil. Es möchte endlich zur Vernunft gebracht werden! Ihm gehört eigentlich mal ordentlich eins geschmettert, dass es nur noch so tschäderet. Natürlich nur metaphorisch. Obwohl… alles andere scheint ja nichts zu nützen. Würde also bitte jemand so gut sein und ihm ein wenig Vernunft einprügeln? Nein, Gewalt ist auch keine Lösung, vergessen wir das am besten ganz schnell wieder. Ach.. what a silly little girl… ich möchte wirklich nicht in seiner Haut stecken.

xoxo, Stella

Stella

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